Rio nell’Elba ist ein malerisches kleines Bergdorf, welches auf einer Höhe von 170 m am Abhang des Monte Capannello liegt. Eng zusammengerückt thronen die Häuser pastellfarbenen Häuser mit ihren dunkelgrünen Fensterläden auf einem Hügelzug. Von hier aus hat man eine herrliche Aussicht. Im Ortskern ist noch viel von der Ursprünglichkeit des Dorfes erhalten. Zentrum von Rio nell’Elba ist die Piazza del Popolo, an der auch die Kirche San Giacomo e San Quirico steht. Diese wurde im 11. Jahrhundert von den Pisanern gegründet. Der Name des Ortes stammt vom lateinischen „rivus“ ab, was „Fluss“ bedeutet. Zwischenzeitlich hiess der Ort auch Rio Castello, da die Pisaner hier eine Festung errichtet hatten.
Bereits in der Antike war der Ort ein wichtiges Zentrum des Eisenerzabbaus. Rio nell’Elba wurde im 12. Jahrhundert von den Pisanern befestigt. Die Häuser sind eng aneinandergebaut und waren einst von einer Stadtmauer umgeben. Dieser Schutz war auch dringend nötig, jedoch nicht immer erfolgreich. Mehrfach wurde Rio nell’Elba von Piraten überfallen, geplündert und zerstört. Den schlimmsten Überfall erlebte der Ort im Jahre 1534, als der Pirat Barbarossa grosse Teile des Dorfes zerstörte und viele Bewohner in die Sklaverei nach Tunis verschleppte. Der Nachbarort Grassera wurde dabei vollständig zerstört. In einem Gegenschlag gegen die Sarazenen konnten unter Kaiser Karl V. viele Sklaven befreit werden, darunter auch einige der entführten Elbaner. Rio nell’Elba wurde wiederaufgebaut, Grassera hingegen nicht mehr. Den Ortsheiligen von Grassera, San Quirico, brachte man aber in die Kirche von Rio nell’Elba. Seither heisst die Kirche „San Giacomo e San Quirico“. Heute hat die Kirche eine Renaissance-Fassade und im Inneren viele Barocke Elemente.
In Rio nell’Elba geht es gemächlich zu und her. Auf der Piazza del Popolo treffen sich die Alten zu einem Schwatz. Die Touristen schlendern durch die engen Gassen und trinken etwas in einer Bar. Der Ort zählte einst bis zu 5000 Einwohner, heute sind es nur noch rund 1200.
Unterhalb des Dorfes, an der SP33 nach Cavo, liegt das ehemalige Waschhaus von Rio nell’Elba, I Canali genannt. Man erreicht es auch über einige Treppen vom Zentrum des Dorfes aus. Als einziger Ort auf ganz Elba konnte sich Rio nell’Elba ein solches Waschhaus leisten. Gespeist wird das Waschhaus von der Quelle Fonte dei Canali. Diese liefert derart viel Wasser, dass man damit auch zahlreiche Wassermühlen betreiben konnte. Das Waschhaus wurde von einigen Alten bis in die 90er-Jahre genutzt. Heute ist es für die Besucher täglich geöffnet. An den Wänden hängen historische Aufnahmen von Rio nell’Elba und auch vom Valle dei Mulini. Um ins Tal der Mühlen zu gelangen, wendet man sich beim Verlassen des Waschhauses nach rechts und folgt der Strasse rund 100 m. Dort zweigt linkerhand ein breiter Weg ab. Das Wasser der Fonte dei Canali fliest hier hinab bis nach Rio Marina. Beidseitig des Wegs gibt es Überreste von insgesamt 22 Wassermühlen und den dazu gehörenden Häusern. Die meisten davon sind schon lange von der Macchia überwuchert, einige aber wurden wieder freigelegt. Die letzte Mühle wurde in den 1950er Jahren stillgelegt.
Das archäologische Museum (Museo Archeologico) liegt in östlicher Richtung hinter der Kirche, unter der Terrazza Giuliano Cignoni. Es zeigt zahlreiche Fundstücke aus den unterschiedlichsten Epochen, angefangen mit der prähistorischen Zeit, über die Etrusker und Römer bis hin zum Mittelalter. Daneben zeigt das Museum die beeindruckende Mineraliensammlung (Collezione „I Minerali Elbani della Gente di Rio“) von Alfeo Ricci (1924 – 1964). Alfeo Ricci war ein leidenschaftlicher Mineraliensammler. Seinen Lebensunterhalt verdiente er bei der elbanischen Mineraliengesellschaft. Das Museum hat leider nur noch von Mitte Juni bis Mitte September geöffnet, täglich von 10 – 12.45 und von 16 – 19 Uhr, mittwochs geschlossen. Der Eintritt beträgt 5€.
Unweit von Rio nell’Elba liegt die ehemalige Einsiedelei Santa Caterina (Eremo di Santa Catarina) am Hang des Monte Serra. Von Rio nell’Elba auf fährt man Richtung Cavo und biegt am Ortsausgang beim Friedhof links auf die Strasse nach Nisporto und Nisportino. Ein gelbes Schild (eremo S. Caterina) weist den Weg. Nach 1 km gelangt man zu einem Parkplatz, wo man das Auto abstellt. Von hier aus folgt man dem breiten Panoramaweg in gut 10 Minuten zur Einsiedelei. Die kleine einschiffige Kirche war ursprünglich ein romanischer Bau. 1634 wurde sie umgebaut und erhielt ihr heutiges Erscheinungsbild. Eine Stiftung, Amici di Santa Caterina, kümmert sich um den Erhalt der Gemäuer. Diese werden heute für Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen genutzt. Für ihre eher ungewöhnliche Nord-Süd-Ausrichtung gibt es eine „Erklärung“. Normalerweise stehen frühchristliche und mittelalterliche Kirchen und Kapellen immer mit der Apsis nach Osten (Ostung). Der Legende nach erschien die Heilige Katharina von Alexandria einem Hirtenjungen im Traum. Im Dorf wollte ihm niemand glauben. Erst als ihm die Heilige nochmals erschien – und diesmal nicht im Traum – glaubte man ihm und errichtete ihr die kleine Kirche. Im Laufe der Zeit sollen sich weitere Wunder ergeben haben. So habe sich die Kirche einst in die Luft erhoben und ihre Frontseite nach Rio nell’Elba ausgerichtet haben.
Links neben der Kirche liegt ein kleiner botanischer Garten (Orto dei Semplici Elbano). Er zeigt einheimische Pflanzen sowie einen kleinen Kräutergarten.